Kai Peter-René Bagsik Dipl. Szenenbildner

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Eine kurze Filmgeschichte

oder

Die Fabrik der Träume

Ein Script zu Filmgeschichte von Kai Bagsik

In diesem Script wird kurz die Geschichte des Kinos vorgestellt, um einige wichtige kulturelle und politische sowie filmkünstlerische und filmtechnische Entwicklungen zu verdeutlichen. Da bei der Vielschichtigkeit des Themas viele Aspekte nur angeschnitten werden, soll dieses Script als Inspiration und Anlass zu tiefer gehenden Beschäftigungen mit der Filmgeschichte angesehenen werden.

Der Blick auf ein weltumspannendes Phänomen wie dieses ist hier natürlicherweise der Blick aus einer kulturpolitischen und zeitlichen Perspektive heraus. Von anderen Standpunkten aus würden manche Zusammenhänge und Wertungen anderes definiert, der Autor ist sich seiner zeitlichen (Anfang des 21 Jahrhunderts) und örtlichen (Berlin) Sichtweise bewusst.


Auguste und Louis Lumière

Unterschiedliche Personen werden als Väter des Films genannt:

Der Ursprung des Kinos befindet sich in Europa. 1895, etwa 60 Jahre nach der Entwicklung der Fotografie, gibt es parallel verschiedene Erfindungen, die es möglich machen, "bewegte Bilder" auf eine Fläche zu projizieren.

Neben den Brüdern Lumière in Paris, deren Projektionsverfahren sich später durchsetzt, veranstalten die Brüder Skladanowsky im Berliner "Wintergarten" fast einen Monat zuvor die erste öffentliche Kinovorführung.

In den USA zeigt wenig später Thomas Alva Edison seine technische Variante der Kinematographie. In anderen europäschen Ländern sind kurze Zeit später ähnliche Projektionsverfahren zu bestaunen.

Noch Ende des 19. Jahrhunderts entsteht ein neuer Industriezweig. Die Vorführungen sind zunächst Jahrmarktattraktionen, das Medium an sich ist bestaunter Gegenstand, noch nicht erzählter Plot.

Bewegte Bilder verstörten und erschreckten das Publikum. Abgefilmte Theater-Stückchen und "Varieté-Tricks" haben zuerst nur Bühnenbilder, die als bloßer Hintergrund fungieren. Der Zuschauer kann noch nicht filmisch abstrahieren, die Handlungsabläufe müssen linear bleiben, die Kamera bleibt durchgehend in der "Totalen“, der Schnitt wird noch nicht dramaturgisch genutzt.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen zum ersten Mal Filme mit einer inhaltlichen Dramaturgie. Auf den ersten Kinokrimi "Geschichte des Verbrechens" (1901, Regie: Ferdinand Zecca) folgen der erste Sciencefiction-Film "Die Reise zum Mond" (1902, Regie: Georges Méliès) und erste Western "Der große Eisenbahnraub" (1903, Regie: Edwin S. Porter).

Die Handlungsabläufe sind nun weniger rudimentär und lösen sich langsam von der Theaterinszenierung. Erste Leinwandserienhelden werden geboren wie "Nick Carter" der Meisterdetektiv, Westernheld "Broncho Billy" und die dandyhafte Komikerfigur eines Max Linder.


Quelle: Wikimedia Commons

 

Die Filmstars und Filmdiven werden in kürzester Zeit weltberühmt:

Die Dänin Asta Nielsen ab 1910, die Italienerin Lydia Borelli ab 1914, die Amerikanerinnen Mary Pickford und Lillien Gish ab 1914, die Polin Pola Negri ab 1918, die Amerikanerin Gloria Swanson ab 1919, die Deutsche Henny Porten ab 1920 und ab 1924 Greta Garbo aus Schweden.

Aber die Präsenz und Macht dieser "Götter" des noch jungen Mediums Kino, wird am deutlichsten am Beispiel Rudolph Valentinos, des wohl größten Filmhelden dieser Zeit neben Douglas Fairbanks. Als Valentino 1926 im Alter von nur 31 Jahren stirbt, nehmen sich angeblich zahllose Verehrerinnen aus Verzweiflung das Leben.

Neben Hollywood als Zentrum der Filmindustrie haben europäische Studiostandorte wie die UFA in Babelsberg bei Berlin, in Frankreich, in Italien, Skandinavien (Dänemark und Schweden) und in Russland weltweiten Einfluss und Erfolg, denn noch begrenzen nicht die unterschiedlichen Sprachen den Filmmarkt.

Historische Monumentalwerke, Melodramen, Leidenschaftsfilme und so genannte "Ausstattungsfilme" beeindrucken das Publikum, aber auch die Produzenten, da diese Werke durch aufwendige Bauten riesige Budgets verschlingen.

Slapstick-Komödien von Mack Sennett und wenig später von Charlie Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd begeistern das Publikum.

Ambitionierte Regisseure entwickeln ihren eigenen Stil, der von anderen künstlerischen Disziplinen beeinflusst wird - und diese auch umgekehrt beeinflusst.


Quelle: Bundesarchiv

David Wark Griffith (1875 - 1948) entwickelt durch ausgefeilte Montagetechniken und eine dem Inhalt angepasste, rhythmische Form eine dem Medium entsprechende, filmische Sprache. Sein aufwendiges dreistündiges Bürgerkriegs-Epos "Geburt einer Nation" (1915) wird vielfach wegen seiner rassistischen Züge kritisiert, ist aber ein großer finanzieller Erfolg.

Auf die Vorwürfe reagiert er mit seinem nächsten Film, "Intoleranz" (1916), der von einer pazifistischen Grundhaltung geprägt ist. Er ist ein großer finanzieller Misserfolg, weil sein Starttermin in den für die USA beginnenden Ersten Weltkrieg fällt. In seinen über 500 Filmen (1908-1931) macht Griffith die entscheidenden Schritte von der statischen Szene des Theaters zur neuen "Kunstform der Filmszene". Er wechselt Kameraperspektiven innerhalb einer Szene und setzt Licht zur Schaffung von Atmosphäre.

Griffith gilt als Vorbild des russischen Revolutionsfilmers Sergei M. Eisenstein, der die kontrastierende Montage-Technik zur Perfektion führt. Eisensteins Meisterwerk "Panzerkreuzer Potemkin" (1925) wird nicht nur in der UdSSR, sondern auch im westlichen Ausland ein großer Erfolg. Obwohl es von der Zensur stark gekürzt und Deutschland zeitweise ganz verboten ist.
Seine Filme und theoretischen Arbeiten der 20er bis 40er Jahre und die Werke seiner russischen Kollegen wie Pudowkin und Vertov beeinflussen die Erzählweise des Kinos nachhaltig. Der rhythmische Schnitt und der Wechsel von der "Nahe"- zur "Totale"-Einstellung wird natürliches Werkzeug der Filmemacher.


Das Cabinet des Dr. Caligari 1920


Es entstehen unterschiedliche Filme unterschiedlichster Filmstile:

In Deutschland der Horrorfilm "Nosferatu" (R: Friedrich Wilhelm Murnau, 1922).

Der Mantel- und Degenfilm entwickelt sich in Europa und Amerika.

Der Impressionismus im Film findet wie in der Malerei in Frankreich seine stärksten Protagonisten.

In den USA entstehen Animationsfilme, wie der Puppenfilm und der Zeichentrickfilm von Walt Disney.

Die schwedische Schule ist prägend für viele Filmemacher, z.B. mit den symbolischen Naturbildern von Mauritz Stiller.

In Hollywood entwickelt der Regisseur Cecil B. De Mille den Monumentalfilm weiter.

Auf der anderen Seite entstehen experimentelle Montagefilme, wie von Walter Ruttmann "Berlin – Die Sinfonie einer Großstadt" (1927).

Aufwendige Glamourfilme und Grotesken von Ernst Lubitsch, erst in Deutschland (Babelsberg), dann in den USA (Hollywood), die später durch die Möglichkeit des sprachlichen Witzes im Tonfilm eine weitere Ebene gewinnen können, sind der Höhepunkt timinggenauer "Anarchokomödien".

Ein durchaus anderer Ansatz in der Gestaltungssprache des Films ist die Neue Sachlichkeit von Wilhelm Georg Pabst. Sein Film "Die freudlose Gasse" (1925) wird von der Zensurbehörde verboten oder nur gekürzt freigegeben. Greta Garbo, die hier ihren Durchbruch feiert, wird wegen ihrer verkrampften Darstellung kritisiert.

Im Gegensatz dazu stehen die Filme, wie z. B. "Entr´acte" (1924) der Gruppe "Cinema pur", die sich über die Gesetze der Logik und Dramaturgie hinwegsetzen und auf eine herkömmliche Handlung verzichten; der kommerzielle Film wird abgelehnt.

Der Regisseur René Clair arbeitet dabei mit Avantgarde-Künstlern seiner Zeit zusammen: dem Komponisten Erik Satie, der die Filmmusik schreibt, den bildenden Künstlern Marcel Duchamp und Francis Picabia, die das Drehbuch entwickeln, weiter erarbeiten der Fotograf Man Ray und der Maler Fernand Leger und später Hans Richter dadaistische Filmprojekte.


Western Electric Ingenieure

Später entwickelt sich daraus der surrealistische Film, wie "Der andalusische Hund" (1928) von Luis Bunuel unter Mitwirkung von Salvador Dali. Hier wird die lineare Dramaturgie aufgelöst, die Filmszenen können nur assoziativ gelesen werden. Kritiker versuchen, mit Hilfe der Psychoanalyse die Filmbilder zu deuten.

Das Entsetzen des Publikums und der Kritiker bestätigt Buñuel in seinen Ansichten über das Eingebundensein des Menschen in der fest gefügten Gesellschaft. Die Begeisterung, die der Film bei der Kunstkritik hervorruft, quittiert Buñuel mit den Worten:
"Der dumme Haufen findet schön und poetisch, was (...) eine verzweifelte und leidenschaftliche Aufforderung zum Mord ist."
Es folgt Buñuels "L`âge d´or" (1930). Selten war in der Filmgeschichte eine solch konsequente Umsetzung einer Kunsttheorie (André Breton "Erstes Manifest des Surrealismus" von 1924) zu sehen.

Unter den Filmstilen muss der expressionistische Film vor allem in Deutschland herausgehoben werden, das Kino wird als eine disziplinübergreifende Kunstform akzeptiert.

Der Expressionismus bestimmt die Architektur, die bildende Kunst, die Literatur, die Musik und den Film. Die Filmbilder sind grafisch gestaltet, Kulissen offensichtlich gemalt und die Filmarchitektur nutzt die Sprache des Expressionismus mit spitzen Winkeln, sowie verzerrter Perspektive.

Das Szenenbild tritt hier offensichtlich mit in den Vordergrund.
Die expressionistischen Künstler Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig sind für das Szenenbild "Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1920, Regie: Robert Wiene) zuständig.
Ebenfalls 1920 folgt "Der Golem, wie er in die Welt kam“ (Regie: Paul Wegener) mit Bauten des Architekten Hans Poelzig.

Unter den vielen expressionistisch beeinflussten Filmen des Regisseurs Fritz Lang sind die bekanntesten Beispiele dieser Zeit "Die Nibelungen" (1924) und "Metropolis" (1927), für das Szenenbild zuständig sind in beiden Fällen Otto Hunte, Erich Kettellhut und Karl Volbrecht.


Dreharbeiten zu einem "Stummfilmprojekt" 2009

Die zentrale Bedeutung des Szenenbildes im expressionistischen Film zeigt sich beispielhaft bei Edgar G. Ulmer, der in Deutschland als Szenenbildner arbeitet und später in den USA neben der Ausführung der Bauten auch Regie führt, in "The Black Cat" (1934). Der bekannteste "regieführende Szenenbildner" ist wohl Paul Leni, ebenfalls erst in Deutschland und später in den USA mit "Das Wachsfigurenkabinett" (1924).

Während der gesamten 20er Jahre geht die technische Entwicklung des Tonfilmverfahrens weiter. Der Tonfilm wird aber immer wieder abgelehnt, weil viele Filmschaffende und Kritiker der Meinung sind, dass der Stummfilm in seinen Ausdrucksmöglichkeiten künstlerisch dem Tonfilm überlegen ist.

Erst ab 1927 setzt sich der Sound als Bestandteil des Kinos durch, "The Jazz Singer" mit der ersten Sprechrolle des Kinos wird ein überwältigender Erfolg.

Die Stummfilmära endet Anfang der 30er Jahre.

Bereits in dies er Zeit zeigt sich, dass es anscheinend zwei sich widersprechende Antriebe des Filmemachens gibt:

Auf der einen Seite die Industrie, die ein möglichst großes Publikum ansprechen will, auch über den Kinobesuch hinaus, auf der anderen Seite die Künstler, die ihren persönlichen künstlerischen Anspruch über das Medium hinaus in den Vordergrund stellen.

Da das Herstellen eines Filmes unterschiedlichste Personen aus den verschiedensten Bereichen benötigt, den Künstler, den Techniker bzw. Handwerker und den Wirtschaftler, berühren sich die kommerziellen und künstlerischen Interessen immer wieder.

In der ersten Hälfte des Filmjahrhunderts binden die großen Studios in Hollywood und in Europa nicht nur Produzenten, sondern auch Techniker und Kreative durch Verträge an das jeweilige Studio. Stars, Regisseure, Kameramänner und Szenenbildner sind über Jahre in fester Verbindung mit einer Produktionsgesellschaft und nicht als freischaffende Künstler tätig.

Der Tonfilm bringt etliche technische Veränderungen mit sich, so müssen jetzt die Bauten auch akustisch ausgerichtet werden. Viele Regisseure und Stars funktionieren nicht mehr in diesem veränderten Medium, ausländische Schauspieler/innen können sich durch ihre Sprachschwierigkeiten, die bisher ohne Bedeutung waren, nicht mehr in Hollywood halten.

Hollywood wird immer mehr zum absoluten Zentrum der Filmindustrie, zur so genannten "Traumfabrik".

Die wichtigsten Grundelemente der Filmkunst haben ihren Ursprung bereits im ersten Drittel des Jahrhunderts, die Genres, Stile und Möglichkeiten des Mediums werden technisch weiterentwickelt und den Zeitansprüchen angepasst.


Peter Lorre


Neue Gesichter und Filmstile setzen sich durch:

Marlene Dietrich spielt unter der Regie von Josef von Sternberg zuerst in Babelsberg "Der blaue Engel" (1930), später arbeitet sie dann in Hollywood.

Der Berliner Ernst Lubitsch entwickelt die Filmoperette bzw. das Musical in Hollywood, später von Vincent Minnelli und Gorge Cukor weitergeführt. Stars sind neben der Ausstattung und später den Farbkonzepten Schauspieler wie Maurice Chevalier, Fred Astaire, Ginger Rogers, Judy Garland, Gene Kelly, Audrey Hepburn und Liza Minnelli. In Deutschland sind sie neuen Gesichter des Tonfilmes Willy Fritsch, Lilian Harvey und auch Heinz Rühmann.

In England entwickelt der deutsche Maler Hein Heckroth das tragende Produktionsdesign für die Filme vom Regie Duo Powell/Pressburger, z.B "Die Roten Schuhe" (1948).


 
Altbekannte Filmgenres werden weiterentwickelt:

Der Western, dessen größte Protagonisten John Wayne, der mit dem Regisseur John Ford zwischen 1939 und 1962 14 Kinofilm dreht, Gary Cooper, James Stewart, Henry Fonda, Gregory Peck, Burt Lancaster, Paul Newman, Kirk Douglas und später Clint Eastwood sind, zeigt unter den sich ändernden kulturpolitischen Umständen die verschiedensten "Gesichter" – vom patriotischen Edel- bis hin zum gesellschaftskritischen Spätwestern. Ungewöhnlicherweise wird dieses uramerikanische Genre vor allem in den 60er und 70er Jahren auch in Europa kommerziell umgesetzt und zum Teil künstlerisch weiterentwickelt, am herausragendsten sind hier die Italo-Western wie "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968, Regie: Sergio Leone)

Die Komödie bekommt anarchistische Züge durch die Marx Brothers. In den 30er Jahren entwickelt sich mit scharfem Witz und starken Frauenrollen die Screwballkomödie. Vor allem das Spiel von Cary Grant und Katherine Hepburn wird hier stilprägend; mit dem großen amerikanischen Star dieser Zeit, James Stewart, erreicht der anspielungsreiche Wortwitz und das edle Ambiente 1940 einen Höhepunkt: "Die Nacht vor der Hochzeit" (R: Georg Cukor)

Aus dem Kriminalfilm werden die Schwarze Serie und dann das Mafia-Epos. Protagonisten sind hier Edward G. Robinson, James Cagney, Paul Muni, Burt Lancaster und vor allem Humphrey Bogart. Einer der Meister der Schwarzen Serie mit ihren klaren Strukturen in manchmal verwirrenden Geschichten ist der Regisseur John Huston, z.B. mit dem Film "Die Spur des Falken" (1941).

Harte Schwarzweiß-Kontraste der Detektiv- und Gangsterfilme der 30er bis 50er Jahre findet man auch bei Filmen von Marvin LeRoy, William Wyler, Howard Hawks und Robert Siodmak, in den 60er Jahren bei Jean-Piere Melville in Frankreich, und in den 70en belebt Francis Ford Coppola in den USA mit seiner "Der Pate"-Saga (1971 - 1990) das Genre.

Hier tritt auch eine neue Schauspieler-Generation auf, die bei Lee Strasberg in New York im Actors Studio ausgebildet wurde. Angeführt von Marlon Brando spielen Al Pacino, James Caan, Robert Duvall und Robert de Niro tragende Rollen im New American Cinema, z.B. Robert de Niro in “Taxi Driver“ (1975, Regie: Martin Scorsese).

Im Sciencefiction-Film können die immer weiterentwickelten technischen Möglichkeiten genutzt werden.


Orson Welles und Stanley Kubrick

In den 50er Jahren wird die Angst vor einem dritten Weltkrieg und die Bedrohung von außen zum leitenden Thema. Die Hollywoodproduktionen werden zu Parabeln über den Kalten Krieg aus der Sicht der Amerikaner.

Das Filmgenie Stanley Kubrick schafft wegweisende Maßstäbe mit seinem in Londoner Studios produzierten "2001 – Odyssee im Weltraum" (1965 - 1968).

George Lucas ist mit seiner Weltraumsaga "Krieg der Sterne“ (1977 - 2004) der kommerziell erfolgreichste Regisseur und Produzent neben Steven Spielberg, der eine ganze Reihe unterschiedlichster Blockbuster seit den 70er Jahren produziert.
Bis heute präsentieren große Blockbuster das Erscheinungsbild Hollywoods nach außen.

David Lynch entwickelt eine stark vom Surrealismus beeinflusste Bildsprache.

Nicht-Hollywood-Filme haben bestenfalls einen regional begrenzten kommerziellen Erfolg, meist sind es Werke von Autorenfilmern. Diese unterschiedlichen Richtungen von Filmemachern finden vor allem beim Fachpublikum der Cineasten und auf Filmfestivals große Resonanz:

Der Neorealismus in Italien zeigt scheinbare Beiläufigkeiten des Alltags auf der Kinoleinwand. Zu den Hauptvertretern zählen neben Vittorio De Sica mit "Fahrraddiebe" (1948), Rosselini mit „Rom, offene Stadt" (1945) und Visconti mit "Ossessione" (1942).

Eine Sonderstellung nimmt in Italien Federico Fellini ein. Bei seinen oft bildpoetischen Filmmärchen, wie z. B. "La Strad" (1954) spürt man den gelernten Comiczeichner und Karikaturisten.

Der japanische Regisseur Akira Kurosawa schafft mit seinen bildgewaltigen Inszenierungen "Rashomon - das Lustwäldchen" (1950) und "Die sieben Samurai" (1953) auch im Westen den Durchbruch, seine Filme sind Vorbilder für viele Western, z. B. „Die glorreichen Sieben" (1960)

Die Nouvelle Vague, bei der die Kritiker und Filmtheoretiker die Seiten wechseln und selbst Regie führen, ist eine Besonderheit in der filmgeschichtlichen Entwicklung. Ihre bekanntesten Vertreter sind in Frankreich François Truffaut, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol und Louis Malle.


François Truffaut

Orson Wells, der nach seinem Debüt-Meisterwerk "Citizen Kane" (1942), das in vielen Besten-Listen der Kinogeschichte ganz oben steht, aber kein Publikumserfolg ist, sieht in Hollywood keine künstlerische Zukunft mehr und arbeitet z.B. bei der Verfilmung von Shakespeare-Stücken in Europa.

In Europa hat der schwedische Regisseur Ingmar Bergman mit seinen manchmal mystischen Filmen und später auch Theaterstücken über die menschliche Existenz in der Gesellschaft seit dem 2. Weltkrieg eine herausgehobene Bedeutung.


Alfred Hitchcock (1926)

Da der Kinofilm ein Massenmedium ist, eignet er sich besonders gut für Propagandazwecke, dieser Möglichkeit sind sich Regierungen jeder Zeit bewusst. Reichspropagandaminister Joseph Göbels war ein großer Förderer des deutschen Films. Künstlerisch wertvoll, aber inhaltlich mehr als bedenklich sind die präzise fotografierten Werke von Leni Riefenstahl in der Zeit des Nationalsozialismus.

Joseph Stalin fordert die Verfilmung russischer Helden und verbietet dann die Aufführung von Eisensteins "Ivan der Schreckliche", weil er zu viele Parallelen zu seiner eigenen Person erkennt.

In Hollywood arbeiten fast alle Filmkreativen für die Kriegspropaganda. Wenn sie nicht selbst als Soldaten kämpfen, unterhalten sie die Soldaten an der Front oder drehen Pro-Kriegsfilme.

Später übernimmt das Fernsehen viele dieser propagandistischen Aufgaben.


Durch die starke Verbreitung des Fernsehens entsteht ein mächtiger Konkurrent des Kinos. Viele Fachleute sehen das Ende des Kinos gekommen, wie ein viertel Jahrhundert vorher der Tonfilm den Stummfilm ablöste und damit eine Kunstform und Industrie auslöschte.

Aber die Kinokreativen und Produzenten erkennen ihre Möglichkeiten und drehen farbenprächtige Ausstattungsfilme in CinemaScope, was zu den größten Investitionen beim Umbau von Lichtspielhäusern seit Einführung des Tonfilms führt.

Der Historienfilm kommt wieder in Mode - "Ben Hur" (1959) wird für die Produzenten ein großer finanzieller Erfolg. Mit elf Oscars ist er auch bei dem Academy Award der erfolgreichste Film der Geschichte.

Der britische Regisseur David Lean schafft bildgewaltige Epen, z. B. "Doktor Schiwago" (1965).


Dreharbeiten zu einem "Stummfilmprojekt" 2009


In Deutschland schafft das Oberhausener Manifest von 1962, unterzeichnet u.a. von Edgar Reitz und Alexander Kluge, eine Basis für eine ganze Reihe neuer deutscher Filmemacher:

"(...) Dieser neue Film braucht neue Freiheiten.
Freiheit von den branchenüblichen Konventionen.
Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner.
Freiheit von der Bevormundung durch Interessengruppen.
Wir haben von der Produktion des neuen deutschen Films konkrete geistige, formale und wirtschaftliche Vorstellungen.
Wir sind gemeinsam bereit, wirtschaftliche Risiken zu tragen.
Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen. (...)"
(Oberhausen, 28.2.1962)

Einige der "neuen deutschen Filme“ bekommen auch internationale Anerkennung. Die bekanntesten Autoren-Filmer der 70er Jahre in der BRD sind Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Werner Herzog und vor allem Rainer Werner Fassbinder.


Filmästhetik des beginnenden 21. Jahrhunderts (Image Spot 2009)


Die Geschichte des Films ist lebendig und wird weiter fortgeschrieben.

Heute kommt im Gesamtbild der Filmverwertung anderen Medien eine immer größere Bedeutung zu. Hatte das Kino als Abspiel-Ort bis Mitte des letzten Jahrhunderts noch eine Alleinstellung, so endete dieses Monopol bereits mit der rasanten Verbreitung des Fernsehens - und später kam noch die Homevideo-Industrie hinzu. Solche Veränderungen führten immer wieder zu Phasen des vermeintlichen "Kinosterbens", aus denen sich die Kinoindustrie jedoch durch inhaltliche und technische Innovation jedes Mal retten konnte. In diesem Zusammenhang kann die Entwicklung der 3-D-Technik in den nächsten Jahren mit Spannung erwartet werden.

Heute und in Zukunft noch im wachsenden Maße gehen von den neuen Medien wie DVD und Internet nicht nur Gefahren für das herkömmliche Kino aus. Sie bedeuten auch hochspannende Möglichkeiten für den Film und seine Industrie, denn neue Medien stellen neue künstlerische und betriebswirtschaftliche Fragen, für die neue Antworten gefunden werden müssen. Die sich ständig ändernden Bedingungen, unter denen Filme produziert und rezipiert werden, machen einen zentralen Reiz dieser Kunstform aus.

Das Medium Kinofilm wird auch immer von einzelnen Erneuerern weiterentwickelt und geprägt. Was gestern Erich von Stroheim für den Film war, ist möglicherweise heute Quentin Tarantino. Wo früher der Künstler Jean Cocteau medienübergreifend tätig war, folgt ihm später mit ganz anderen Mitteln Andy Warhol.

Die gesamte Spannweite des Mediums, von ambitionierten Filmkünstlern bis zu komplexen Industrieprodukten, die in der Herstellung dreistellige Millionen-Eurobeträge kosten, wird bei einem Blick ins Kinoprogramm deutlich.

Beschäftigt sich in Frankreich Jacques Tati mit den Tücken des Alltags in einer modernen produktionsdesignten Welt, ist es in New York Woody Allen, der mit dem Großstadtleben kämpft.


Green Screen Aufnahmen in einem Berliner Studio 2009

Man darf gespannt sein, wie sich die Filmindustrie, die weltweite Traumfabrik, in der nächsten Zeit weiterentwickelt. Großproduktionen der letzten Jahre wie die "Herr der Ringe"-Trilogie 2001 bis 2003, experimentelle Blockbuster wie "Cloverfield" 2008 oder künstlerische "Alleinstellungswerke" wie Lars von Triers "USA-Trilogie" ab 2003 zeigen die große Bandbreite des Kinos.

Neuste Entwicklungen sind für das Internet produziert Filme oder Serien und so genannte Mobisodes fürs Handy.

Welche Vertriebswege auch immer gewählt werden, es geht wie seit über 100
Jahren immer noch darum, eine Geschichte in adäquaten Bildern zu erzählen, die den Zuschauer in eine von Filmemachern geschaffene Welt entführen.

Kai Bagsik

   

Die Fabrik der Träume

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